Mefistofele
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Mefistofele – Arrigo Boito | Oper
Ungefähre Spieldauer: 3 Stunden 10 Minuten, inklusive 2 Pausen (je 20 Minuten)
Sprache: In italienischer Sprache mit Übertiteln auf Tschechisch und Englisch
Premiere: 22. Januar 2015
Arrigo Boito betonte, dass eine vollkommene Oper nur aus einem großen und tiefgründigen poetischen Werk hervorgehen könne – so wie Goethes Faust. Im Gegensatz zu den Komponisten, die sich zuvor mit dem Werk beschäftigten, begnügte sich Boito jedoch nicht mit dem ersten Teil, sondern bezog auch den zweiten Teil des Dramas ein, der am kaiserlichen Hof und in der Antike spielt. Obwohl er zahlreiche bedeutende Szenen und Figuren weglassen musste, entstand ein Werk von fast fünf Stunden Länge. Die Uraufführung am 5. März 1868 an der Mailänder Scala wurde zu einem Fiasko und löste einen der heftigsten Theaterskandale der Operngeschichte aus. Boito machte sich umgehend an eine Überarbeitung und kürzte die Partitur erheblich. Die neue Fassung, die am 4. Oktober 1875 im Teatro Comunale in Bologna uraufgeführt wurde, war ein sofortiger Erfolg. Boito arbeitete weiterhin an dem Werk, bis Mefistofele 1881 seine endgültige Gestalt annahm und triumphal an die Scala zurückkehrte. Mefistofele war zugleich Boitos Operndebüt und sein Abschied vom Genre. Zwar beschäftigte er sich mit weiteren Opern, darunter Nerone, konnte jedoch keine davon vollenden. Dennoch war Mefistofele zu seinen Lebzeiten in Italien und darüber hinaus so erfolgreich, dass ihm die Universität Cambridge die Ehrendoktorwürde in Musik verlieh.
Die Prager Erstaufführung von Mefistofele fand im Februar 1881 im Ständetheater statt. Die Inszenierung wurde später auch vom neu eröffneten Neuen deutschen Theater (heute Staatsoper) übernommen, in den Jahren 1888 und 1897. Am Nationaltheater wurde Mefistofele erstmals am 9. Dezember 1885 gezeigt, dann erneut 1896 sowie 1936 und 1942, jeweils mit dem gefeierten Bassisten Vilém Zítek in der Titelrolle. Die aktuelle Prager Produktion unter der Regie des renommierten Schauspiel- und Opernregisseurs Ivan Krejčí hatte 2015 an der Staatsoper Premiere.
Handlung
Die folgende Inhaltsangabe bezieht sich auf die Zweitfassung von 1875.
Prolog im Himmel
Der Gelehrte Dr. Heinrich Faust stößt an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit, sein Wissen weiter zu vermehren. Deprimiert sucht er nach der Erkenntnis vom Sein. Davon erweckt, geht Mefistofele, Fausts personifiziertes Böse, mit Gott eine Wette ein, ihn davon abbringen zu wollen. Gelinge ihm dies, so siege er über Gott und somit das Sein.
Erster Akt
Frankfurt am Main, vor dem Stadttor
Faust und sein Schüler Wagner gesellen sich zu dem lustigen Treiben der Bürger und Bauern, die der Ausfahrt des Kurfürsten beiwohnen. Es ist Ostersonntag. Mit zunehmender Dämmerung fällt Faust ein zwielichtiger schwarzer Mönch auf, der umherstreift.
Fausts Studierzimmer
Zurück in seinem Studierzimmer erscheint der Mönch: Es ist Mefistofele. Er bietet Faust einen Pakt an, der daraus besteht, Faust im Leben zu dienen. Nach dem Tod solle es dafür umgekehrt sein. Der glücksuchende Faust willigt ein, woraufhin Mefistofele seinen Mantel ausbreitet und die beiden davonschweben.
Zweiter Akt
Ländlicher Garten
Durch Mefistofele hat Faust seine Jugend wiedererlangt und versucht, der unschuldigen Margherita zu imponieren. Er bringt sie dazu, ihrer Mutter einen Schlaftrunk zu verabreichen, um sich mit ihr in die Kammer zurückzuziehen. Unterdessen tut Mefistofele es ihm mit Marta gleich.
Walpurgisnacht im Talgrund von Schierke und Elend
Nun findet sich Faust auf dem Brocken wieder, wo die Hexen ihren Sabbat feiern. Plötzlich hat er jedoch eine Vision von Margherita, die gefesselt in einem Kerker liegt. Mefistofele reißt ihn jedoch herb aus seinen Träumen.
Dritter Akt
Kerker, Nacht
Margherita hat im Wahn ihre Mutter vergiftet und ihr Kind ertränkt. Sie ist gefesselt im Kerker und erwartet ihr Urteil. Als sie Faust erblickt und der sie anhalten will zu fliehen, ist sie entzückt. Als Mefistofele jedoch auftritt, ändert sich ihre Laune. Sie weist Faust voller Grauen zurück. Margherita wendet sich an Gott mit der Bitte um Erlösung, die himmlischen Heerscharen erklären sie für erlöst.
Vierter Akt
Klassische Walpurgisnacht, an den Felsbuchten des Ägäischen Meeres
Im fernen Griechenland umwirbt Faust die schöne Helena, die den Kampf um Troja besingt. Letztendlich gesteht er ihr seine Liebe.
Epilog
Fausts Studierzimmer
Die Zeit ist vergangen, der alte Faust befindet sich wieder in seinem Studierzimmer und sinniert über die Geschehnisse der Suche nach dem vollendeten Glück. Er fängt an zu begreifen, dass nur die Liebe zu Gott und zu sich selbst ihm dieses Gefühl geben kann. Er überwindet seinen Schatten, Mefistofele, und steigt ebenfalls erlöst in den Himmel auf.
Programm und Besetzung
Dirigent: Gabriel Feltz
Mefistofele – Jerzy Butryn
Faust – Kyungho Kim
Margarete – Petra Alvarez Šimková
Martha – Jana Sýkorová
Wagner – Josef Moravec, Martin Šrejma
Helena – Victoria Khoroshunova
Panthalis – Sylva Čmugrová
Nereus – Josef Moravec, Martin Šrejma
Regie: Ivan Krejčí
Bühnenbild: Milan David
Kostüme: Marta Rozskopfová
Lichtdesign: Daniel Tesař
Bewegungscoach: Igor Vejsada
Chorleitung: Adolf Melichar
Chorleitung Pueri gaudentes: Libor Slád
Dramaturgie: Jitka Slavíková
Chor der Staatsoper
Orchester der Staatsoper
Ballett der Oper des Nationaltheaters
Knabenchor Pueri gaudentes
Staatsoper Prag
Die Staatsoper heute
Die Staatsoper (früher die Staatsoper Prag, zwischen 1948 und 1992 das Smetana-Theater, und ursprünglich das Neuen Deutsche Theater) ist seit 2012 ein Teil des National Theatre. Die Oper und Ballett Ensembles geben Repertoire Auftritte an der Staatsoper.
Geschichte
Die Staatsoper Prag bleibt in dem Gebäude, das am 5. Januar 1888 als Prager deutsche Szene mit der Aufführung von Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ eröffnet wurde. Im 19. Jahrhundert, Prager Deutsche Szene spielten im Ständetheater. Der Wunsch nach einem eigenen Theater führte zu Verhandlungen im Jahre 1883 für den Bau eines neuen Theaters Gebäude für die Deutsche Theater Gesellschaft. Im Laufe der nächsten drei Jahre wurde ein Entwurf erarbeitet und an das Wiener Atelier Fellner und Hellmer übergeben. Für die Gestaltung war der Architekt des Wiener Stadttheaters Karl Hasenauer zuständig, während der Prager Architekt Alfons Wertmüller an der Konstruktion nahm Teil. Finanzierung wurde aus privaten Sammlungen gewährleistet. Mit seinem geräumigen Auditorium und Neo-Rokoko-Dekoration, dieses Theater Gebäude zählt zu den schönsten in Europa.
Anreise
Auto
Auf Wilsonova Straße, von der linken Spur in der Nähe der Staatsoper nehmen Sie die Auffahrt zur Slovan oberirdische Garage.
Straßenbahn
Tagsüber Straßenbahn Nr. 11 bis zur Haltestelle "Muzeum", durch die Unterführung unter Legerova Straße in Richtung des Nationalmuseum, an der Kreuzung rechts entlang des Neuen Gebäudes des National Museums.
Tagsüber Straßenbahnen Nr. 3, 9, 14 und 24 oder in der Nacht Straßenbahnen Nr. 51, 52, 54, 55, 56 und 58 bis zur Haltestelle "Václavské náměstí", dann zu Fuß bergauf auf der linken Seite des Wenzelsplatz bis zum Ampel über Wilsonova und Vinohradská Straßen. Dann links ab entlang des neuen Gebäudes des National Museums.
Metro
Nehmen Sie Linien A und C (grün und rot) bis zur Haltestelle “Muzeum” , und dann zu Fuß entlang des neuen Gebäudes des National Museums.